Was mich ehrlich gesagt mehr beeindruckte als die Zahl seiner Frauen, ist die Perfektion, mit der das Bauwerk vor mehr als 350 Jahren errichtet worden ist. Das muss ein gigantisches Unterfangen gewesen sein mit 20.000 Arbeitern und 1.000 Elefanten, die die Marmorblöcke über 300 Kilometer weit schlepp- ten. Und dann die Symmetrie. Alles im und am Taj Mahal ist symmetrisch. Man könnte eine Hälfte weglassen und einen Spiegel dagegenhalten, es wür- de nichts am Aussehen ändern. Alles ist so schön gleichmäßig und akkurat. Das einzige, was stört, sind die Massen an Menschen, die herbeiströmen, um DAS Denkmal der ewigen Liebe zu bestaunen. In Indien gehört es nämlich zum guten Ton, als frisch- vermähltes Ehepaar den Kronenpalast zu besuchen, um die Ehe unter einen guten Stern zu stellen und die Liebe auf ewig zu sichern. Ha, wer’s glaubt, wird selig, sagt da der unromantische Realist in mir. Die vielen Menschen habe ich ja schon erwähnt. Und Sie können sich sicher vorstellen, wie schwierig es ist, ein schönes Foto zu schießen, wenn immer einer im Bild rumläuft und ein Selfi e macht. Es war zum Ver- zweifeln. Doch liebe Leserinnen und Leser, Sie ken- nen mich. Ich habe es natürlich trotzdem geschafft , Superfotos vom gesamten Taj Mahal zu machen, von Nahem und aus der Ferne. Es ist gut möglich, dass ich einmal sogar genau an der Stelle stand, von der aus der Bauherr Shah Jahan sechs Jahre lang auf den Taj Mahal blicken musste. Denn sein eigener Sohn hatte ihn im Roten Fort unter Hausarrest gestellt. Diese Befestigungsanlage liegt fl ussabwärts, etwa 2,5 km 39 clini.com vom Taj Mahal entfernt. Sie wurde im 16. Jahrhun- dert als Festung und Wohnsitz der Großmogule er- baut und wird heute noch militärisch genutzt. Und genau von hier sah ich den Taj Mahal. Nebel und Wolken, höchstwahrscheinlich auch Smog, ver- schleierten die Umrisse der Gebäude und sorgten für diesen ganz besonderen Charme des Bauwerks, der selbst mich für einen Moment in seinen Bann zog. Juwel islamischer Baukunst Wussten Sie, dass der Taj Mahal heute als Moschee genutzt wird? Und dass freitags nur Gläubigen Zu- tritt gewährt wird, die am Gebet teil- nehmen wollen? Ich wusste es bis zu meiner Reise nicht. Hätte man sich aber denken können, wenn man sich die Bilder dieses wirklich schönen Mo- numents genau ansieht. Vier Minarette stehen an den Ecken des gigantischen weißen Kuppelbaus. Aber sind wir hier in Pisa oder warum sind die Türme schief? Angeblich neigen sie sich nach außen, damit sie im Falle eines Erdbebens nicht auf das Mausoleum stürzen, sondern eher in die andere Richtung. Ob die Baumeister in Pisa das vielleicht auch im Sinn hatten?! Ich werde es herausfi nden … Fakt: Etwa 8 Millionen Menschen besuchen den Taj Mahal jedes Jahr – aus dem In- und Ausland. Ihr Florian P.